Plagen

[776] Plagen, verb. reg. act. welches 1. * eigentlich und ursprünglich, geißeln, schlagen, bedeutete, in welcher nunmehr veralteten Bedeutung, wo das Intensivum placken noch zuweilen gebraucht wird, es ein Geschlechtsverwandter von dem Griech. πλƞγειν und φλαειν, dem alten Lat. plagare, und dem neuern Latein. fligere, dem Schwed. plagga, und unserm Bläuen und Flegel ist; S. diese Wörter. 2. Ein beschwerliches äußeres Übel verursachen. 1) * In engerer Bedeutung, ein beschwerliches äußeres Übel um vorher gegangener Vergehungen willen veranstalten; in welchem veralteten Verstande es in der Deutschen Bibel mehrmahls von Gott gebraucht wird. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, Ps. 90, 15, d.i. strafest, züchtigest. 2) Ein unverschuldetes, äußeres, beschwerliches Übel verursachen, und in noch weiterm Verstande, ein beschwerliches, äußeres Übel überhaupt verursachen. Die Vorgesetzten plagen die Unterthanen, wenn sie dieselben ohne Befugniß beschweren, oder auch die Befugniß übertreiben. Mit einer Krankheit, mit einem bösen Weibe geplaget seyn.


Ein Vater war, wie viele Väter,

Mit einem wilden Sohn geplagt,

Gell.


Jemanden mit etwas plagen. Er plaget mich mit seinem Lobe. Er hat mich schon lange um eine Antwort geplagt. Einen um Geld plagen. Von seinen Gläubigern geplagt[776] werden. Sich mit einer beschwerlichen Arbeit plagen. Der Husten, der Durst plaget mich. Der Geitz, die Neugier plaget ihn. Von seinem bösen Gewissen geplaget werden. Sich mit Sorgen plagen. S. auch 3 Placken.

Daher das Plagen.

Anm. In der zweyten Hauptbedeutung auch im Schwed. plåga, im Engl. to plague. Im gemeinen Leben der Niedersachsen ist dafür pisacken üblich, welches gleichfalls eigentlich schlagen und prügeln bedeutet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 776-777.
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