Platz (1), der

[787] 1. Der Platz, des -es, plur. die -e, und Plätze, ein Wort, welches eine unmittelbare Nachahmung desjenigen Schalles ist, welchen ein platter schwerer Körper macht, wenn er auf den Boden fällt, wenn ein Körper platzet, d.i. durch innere Gewalt zersprenget wird, wenn die mit Heftigkeit eingepreßte Luft einen plötzlichen Ausgang gewinnet, und in andern Fällen mehr; welchen Schall man auch als eine bloße Interjection auszudrucken pflegt. Platz! da lag es. Platz! da sprang es von einander. Noch häufiger aber in Gestalt eines Hauptwortes; Plur. Platze. Das Gewehr ging los und that einen heftigen Platz. Mit einem Platze zerspringen. Das gab einen Platz. Ich hörte einen Platz. S. Platzen. Figürlich bedeutet es auch, theils einen Schlag mit einem platten, d.i. breiten Werkzeuge, einem einen Platz auf den Hintern geben, wo es im Plural auch die Plätze hat, theils die Geschwindigkeit, weil der Schall dieser Art selbige allemahl voraus setzt; doch nur in der im gemeinen Leben üblichen R.A. auf dem Platze, d.i. den Augenblick, wofür auch auf dem Plotz, auf dem Plutz üblich sind, S. das erste. Nach einer noch weitern Figur ist im Forstwesen, der Platz, plur. die Plätze, diejenige Stelle an einem Baume, wo die Rinde und zugleich etwas Holz von demselben abgehauen worden, zum Zeichen, daß der Baum verkauft ist, oder daß er gefället werden soll; wo zunächst gleichfalls auf den Schall gesehen wird, welchen dieser Hieb mit der Art verursacht, S. Abplätzen und Anplätzen.

[787] Anm. Für Platz, so wohl wenn es einen Schall, als auch wenn es einen Schlag bedeutet, ist auch Platzer, und von einem kleinern und schwächern Schalle oder Schalge auch Plätzer üblich, S. dasselbe. Im Nieders. lautet dieses Wort Plaß, und da bedeutet es auch einen Fall, selbst in den figürlichen R.A. zu Plasse kommen, zu Falle kommen, übel anlaufen, zu Plasse bringen, zu Falle bringen, stürzen. Plautz, Plotz, Plutz, sind auch in den gemeinen Sprecharten gangbar, gröbere Platze auszudrucken, so wie Plitz zuweilen gebraucht wird, einen schwächern zu bezeichnen. Dieses unmittelbar von der Natur copirte Wort ist übrigens das Stammwort von Blatt, platt, Platte, dem folgenden Platz, und allen übrigen dieses Geschlechtes, wo es solche Dinge bezeichnet, welche wegen ihrer eigenthümlichen Beschaffenheit fähig sind, diese Art des Schalles hervor zu bringen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 787-788.
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