Pochen

[796] Póchen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und eigentlich in doppelter Gestalt gebraucht wird.

1. Denjenigen dunkeln oder dumpfigen Schall von sich geben oder hören lassen, welchen dieses Zeitwort eigenthümlich ausdruckt. Es pocht. Ich höre es pochen. Bey den Krainer Wenden pokam. 2. Diesen dumpfigen Schall hervor bringen, besonders von denjenigen Arten des Schlagens, mit welchen dieser Schall verbunden ist. 1) Eigentlich, wo es von verschiedenen Arten des Schlagens, Klopfens oder Stoßens gebraucht wird, welche diesen Schall verursachen. An die Thür pochen, stark anklopfen. S. Anpochen.[796] Es wird gepocht, d.i. an die Thür. Wer pocht? wer klopft an? Auf den Universitäten pochen die Studenten, wenn sie mit den Absätzen oder Stöcken auf die Erde stoßen, S. Auspochen. In den Bergwerken wird das Erz gepocht, wenn es in den Pochwerken klein gestoßen wird, welches in andern Anstalten dieser Art stampfen heißt. Das Herz pocht, wenn es heftig klopft. Das Herz, das in dieser Brust oft so empörend pocht. Die Angst und Beschämung pochte in meinem Blute.


Es pocht mein Herz nicht mehr von feurigem Entzücken,

Cron.


In andern Fällen sind klopfen, stoßen, stampfen, schlagen u.s.f. üblicher. 2) Figürlich. a) * Ungestüm und mit großem Lärmen zanken; eine veraltete Bedeutung, wofür jetzt das ähnliche poltern gebraucht wird. Betrug, Untreu, Pochen, Meineid, Weish. 14, 25. Ehe du mit deinem Nächsten pochest, Sir. 19, 17. Der Narr trotzt und pocht, bis er wohl gebläuet wird, Kap. 31, 38. Ein Bischof soll nicht pochen, Tim. 3, 3. Bey den Schwäbischen Dichtern ist bochen eisern. b) * Jemanden pochen, als ein Activum, und mit der vierten Endung, ihm mit Ungestüm allerley Drangsale zufügen, ist im Hochdeutschen gleichfalls veraltet. Alle Heiden fingen an, das Volk zu pochen und zu plagen, 1 Macc. 12, 53. Die Unterthanen pochen, Esth. 6, 3. Wenn mich mein Hasser pochte, Ps. 55, 13. c) Einem pochen, mit der dritten Endung, ihm trotzig und mit Ungestüm drohen. Die uns mit großem Pochen alle Schande anlegen, 2 Macc. 1, 28. Im Nieders. puchen, im Schwed. pocka. b) Auf etwas pochen, ein übertriebenes Vertrauen auf eine Person oder Sache mit Ungestüm an den Tag legen. Auf sein Glück, auf seinen Reichthum, auf seine Freunde pochen.

Daher das Pochen.

Anm. In der eigentlichen Bedeutung des Schlagens, Stoßens, im Nieders. pucken und boken, im Holländ. beuken, im Schwed. boka, im Franz. buquer, im Ital. picchiare, bussare, im Pohln. pukan. Im Bömischen ist Pich ein Stämpel, und Bauch ein Schlag. Es ist mit Paucke, bakern, Baculus, Bock, pauschen, peitschen, dem alten batten u.s.f. nahe verwandt, und druckt eigentlich den hohlen dumpfigen Schall aus, den das Pochen verursacht. Die figürlichen Bedeutungen folgen sehr natürlich daraus, zumahl da das Poltern, Trotzen u.s.f. bey niedrigen Personen, denen wir doch die Sprache zu danken haben, gemeiniglich mit einem Pochen, Stampfen oder Schlagen auf den Tisch oder die Erde verbunden ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 796-797.
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