Probieren

[842] Probieren, verb. reg. act. welches aus dem Lat. probare entlehnet ist, und nur im gemeinen Leben gebraucht wird. 1) Die Möglichkeit und Beschaffenheit einer Sache aus Erfahrung oder eigner Empfindung zu erkennen suchen; wo es sich weiter erstreckt, als das Hauptwort Probe, indem es auch von der Möglichkeit gebraucht wird. In der reinern und anständigern Sprechart gebraucht man dafür lieber versuchen, außer in denjenigen Fällen, wo probieren als ein Kunstwort einmahl eingeführet ist, wie z.B. im Hüttenbaue, bey den Gold- und Silberarbeitern u.s.f. Ich will es probieren, versuchen, ob die Sache möglich, oder thunlich ist. Probiere es nur. Einen Wein, eine Speise probieren, sie kosten. Eine Feder, ein Gewehr, ein Messer, ein Pferd probieren, sie versuchen. Das Erz probieren, im Hüttenbaue, dessen Gehalt durch die Schmelzung im Kleinen erforschen. Gold, Silber probieren, vermittelst des Probiersteines. Im moralischen Verstande, jemandes Fleiß, Gemüthsart, Fähigkeit u.s.f. probieren, wird es wenig mehr gebraucht, indem[842] dafür die R.A. auf die Probe stellen, eine Probe machen, üblicher sind. 2) Beweisen; eine nur im Oberdeutschen übliche Bedeutung, in welcher es im Hochdeutschen fremd ist. So auch das Probieren.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 842-843.
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