Rüstig

[1221] Rüstig, -er, -ste, adj. et adv. 1) Gesunde Kräfte habend, und solches durch Stärke und Hurtigkeit an den Tag legend, und in dieser Beschaffenheit gegründet. Ein junger rüstiger Mann. Wo Saul sahe einen starken und rüstigen Mann, den nahm er zu sich, 1 Sam. 14, 52. Rüstiges Bauervolk. Ein Schwert in rüstiger Hand. Ich bin seit einigen Stunden rüstig darüber her, diesen Götzen meines Herzens zu zerstören. Rüstig, wie ein Held, Logau.


Viele flogen rüstig aus,

Mit dem Bogen in der Rechten,

Uz.


Er geht ihm rüstig nach,

Haged.


In welchen drey letzten Stellen es den aus Leibesstärke herfließenden Begriff des Muthes mit einschließt. Als Silpa, der Lea Magd, dem Jacob einen Sohn gebar, sagte Lea: rüstig, und hieß ihn Gad, 1 Mos. 30, 11; wo es bey Michaelis heißt: zum guten Glück! 2) * Hurtig, schnell, überhaupt, doch nur im Oberdeutschen.


Komm rüstig her,

Und suche noch mit mir das Glück am rechten Orte,

Günth.


Dich nur wieder zu umfangen,

Will ich, wenn die Welt vergangen,

Noch so rüstig auferstehn,

ebend.


Anm. Ungeachtet dieses Wort weder im Niedersächsischen üblich ist, noch auch bey den alten Oberdeutschen Schriftstellern vorkommt, so scheinet es doch alt zu seyn, und vermittelst der Ableitungssylbe -ig, von rüsten und Rust abzustammen, so fern sie ehedem hurtig seyn, Hurtigkeit, Eil, bedeutet haben, da denn das Stammwort wieder reisen oder riesen ist, so wohl so fern es sich schnell bewegen, als auch so fern es sich in die Länge, Breite und Dicke ausdehnen bedeutet. Auf ähnliche Art sagt man von jemanden, der seine gesunden Kräfte durch lebhafte und starke Bewegungen an den Tag legt, er könne sich rühren. Im Schwedischen ist röst unerschrocken, kühn, im Deutschen mit vorgesetztem t, getrost, so wie das Ital. presto, hurtig, das p angenommen hat. Im Isländ. ist hraust stark, gesund, lebhaft, im Griech. ῥωννυμι ich bin gesund, (auch von rennen, rinnen,) ῥωσις Gesundheit, Kräfte, ερρωσο lebe wohl. S. Rasch.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1221.
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