Radbrechen

[912] Rādbrếchen, im gemeinen Leben radebrechen, verb. reg act. mit dem Rade zerbrechen, d.i. rädern. Einen Missethäter radbrechen. Ingleichen figürlich, die Wörter radbrechen, sie verstümmelt aussprechen. Er radebrechte so was daher, sagte es verstümmelt her. In beyden Fällen ist es nur im gemeinen Leben üblich, verdient auch nicht weiter zu kommen, weil die Zusammensetzung sehr elliptisch und ungewöhnlich ist. Im Nieders. lautet es radebräken, und mit ausgestoßenem d raebräken, im Holländ. radbraaken, im Schwed. råbråka. Am üblichsten ist es im Infinitiv; doch kommt es auch außer demselben vor, da es denn in den zusammen gesetzten Zeiten das Augmentum voran setzet, geradbrechet. Da brechen irregulär gehet, sollte es freylich geradbrochen heißen; indessen ist doch die reguläre Form einmahl die gewöhnlichste. Die Niedersachsen sagen geradbraket, und Bluntschli, ein echter Oberdeutscher, geradbrechet. Übrigens kommt radbrechen für rädern schon im Schwabenspiegel vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 912.
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