Reinigen

[1058] Reinigen, verb. reg. act. rein machen, in allen Bedeutungen des Beywortes. Für glänzend machen, polieren kommt es noch mehrmahls vor, noch häufiger aber von der Befreyung von dem Schmutze und von Flecken, da es denn ein allgemeiner Ausdruck ist, welcher die besondern Arten des Waschens, Scheuerns, Putzens, Kehrens u.s.f. unter sich begreift, und in der anständigen Sprechart oft statt dieser gebraucht wird. Die Wäsche reinigen. Das Küchengeschirr, die Gläser, ein Zimmer, die Feuermauer, die Schuhe, eine Wunde u.s.f. reinigen. Ingleichen mit Bezeichnung derjenigen Sache, welche weggeschaffet wird, vermittelst des Vorwortes von. Die Wunde von dem Eiter, die Bücher von dem Staube, die Schuhe von dem Kothe u.s.f. reinigen. So auch in den figürlichen Bedeutungen, in welchen es besonders in der Deutschen Bibel und der theologischen Schreibart sehr häufig ist. Sich von einem Verbrechen reinigen, auch, sich von dem Verdachte desselben befreyen. Ingleichen in der dritten weitern Bedeutung, von allem fremden Zusatze, besonders von einigem geringern Zusatze befreyen, wo es wieder ein allgemeiner Ausdruck ist, der eine Menge besonderer Arten unter sich begreift, welche[1058] gemeiniglich ihre besondern Benennungen haben. Das Silber reinigen, durch Wegschaffung aller fremden Metalle, es läutern, fein brennen. Einen flüssigen Körper reinigen, durch Durchseiben. Das Getreide reinigen, durch Sieben oder Rädern u.s.f. So auch die Reinigung, von der Handlung des Reinigens in allen Bedeutungen des Zeitwortes und des Beywortes rein.

Anm. Dieses Zeitwort ist vermittelst der Ableitungssylbe -ig das Intensivum von dem im Hochdeutschen längst veralteten reinen, rein machen, welches bey allen alten Oberdeutschen Schriftstellern von dem Kero an, noch sehr häufig gefunden wird. Schon bey dem Ulphilas lautet es hrainjan. Mit einer andern Ableitungssylbe, welche gleichfalls eine Intension bezeichnet, und mit unserm -sen oder -zen überein kommt, ist dafür im Schwed. rensa, im Isländ. hreinsa, im Engl. to rense und rinse, im Franz. rinçer, und im Bretagn. rincal üblich. Das Arab. rejaon bedeutet gleichfalls reinigen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1058-1059.
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