Rind, das

[1118] Das Rind, des -es, plur. die -er, ein Wort, welches in verschiedenem Umfange der Bedeutung gebraucht wird. 1) Im weitesten ist es ein allgemeines Nennwort derjenigen vierfüßigen Thiere, deren Geschlechter man durch Ochse und Kuh bezeichnet, wo es diese Thiere ohne Unterschied des Geschlechtes, des Alters u.s.f. bezeichnet. Abram hatte Schafe, Rinder, Esel, Eselinnen und Kamele, 1 Mos. 12, 16. Der Altar, darauf du deine Schafe und Rinder opferst, 2 Mos. 20, 24. Die Stadt soll eine junge Kuh von den Rindern nehmen, 5 Mos. 21, 3. Und so in andern Stellen mehr. Es ist hier ein eben so allgemeines Wort als Pferd, Hund, Schaf u.s.f. Im Hochdeutschen ist es für sich allein in dieser Bedeutung, die höhere Schreibart etwa ausgenommen, wenig mehr üblich, obgleich die Zusammensetzungen Rindfleisch, Rindvieh, Rindszunge u.s.f. dieselbe noch haben. 2) In einigen Gegenden wird in engerer Bedeutung das männliche Individuum dieser Thiere, der Ochse, das Rind genannt. Das Gemeinrind, der Zuchtochse, welcher der ganzen Gemeine gehöret. 3) In noch andern heißt nur ein junger Ochse, welcher noch nicht gearbeitet hat, ein Stier, Farr, ein Rind, und in einigen begreift man unter diesem Nahmen auch eine junge Kuh, welche noch nicht gekalbet hat, eine Färse, Mosche, Kalbe.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried und Notker schon Rind, und da es seit dieser Zeit nicht die geringste Veränderung erlitten, so erhellet daraus dessen Alterthum, aber auch zugleich die Schwierigkeit, dessen Abstammung zu bestimmen, zumahl da es in den verwandten Sprachen nicht angetroffen wird. Vielleicht hat man dadurch die diesen Thieren eigene Stimme ausdrucken wollen, welche wenigstens andern ähnlichen Benennungen das Daseyn gegeben hat, da es denn zu raunen, reinen, schreyen, gehören würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1118.
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