Runge, die

[1214] Die Runge, plur. die -n, ein Wort, welches eigentlich ein dickes, kurzes, körperliches Ding bedeutet, aber nur noch in einigen[1214] Fällen üblich ist. 1) In einigen Gegenden werden die starken eisernen Bolzen Rungen genannt, und im Niedersächsischen führen die Spitzbolzen, welche an dem spitzigen Ende gemeiniglich eingehaket werden, diesen Nahmen. Am üblichsten ist es, 2) in der Landwirthschaft, wo das starke kurze Holz an einem Leiterwagen, welches unten in der Achse oder in einer eigenen Rungschale steckt, und woran sich die Wagenleiter lehnet, die Runge, und zum Unterschiede von der vorigen Bedeutung, die Wagenrunge heißt. In einigen Hoch- und Oberdeutschen Gegenden nennt man sie die Leiste, die Stämmleiste, in Österreich die Küpf.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Runge. Nicht von ringen, obluctari, wie Frisch will, sondern mit dem herrschenden Begriffe der Ausdehnung in die Länge und Dicke. Bey dem Ulphilas ist Hrugg (sprich Hrung, wie das γγ der Griechen,) ein Stab. S. Runks und Runkelrübe. Ohne n, dem gewöhnlichen Begleiter der Gaumenlaute, gehören auch Riegel, Prügel u. a. m. zur Verwandtschaft.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1214-1215.
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