Schämel, der

[1346] Der Schämel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Schämelchen, ein Wort, in dessen noch hin und wieder üblichen Bedeutungen mehrere Hauptbegriffe vorstechen. 1) * Mit dem Begriffe der Masse, der Ausdehnung in die Länge, Breite und Dicke, ist der Schämel in einigen Oberdeutschen Gegenden ein Klumpen, ein Stück. So ist bey dem Wurstisen ein Eisschämel ein großes Stück Eis, eine Eisscholle. Es kann hier auch von dem veralteten, noch bey dem Kero befindlichen skemman, abkürzen, abstammen, so daß es ein abgesondertes Stück bedeuten würde. S. die Anmerk. zu dem Zeitworte Schämen. 2) In manchen Fällen ist der Schämel ein Gerüst, ein Gestell, welches etwas träget, wobey zuweilen der Begriff der Beweglichkeit mit eintritt. Ein breterner Stuhl heißt ein Schämel. Der Reitschämel ist in den Sägemühlen das Gestell, worauf der Sägeklotz lieget, und auf demselben gleichsam reitet, d.i. sich vorwärts beweget. In der Artillerie ist der Schämel eines Mörsers ein an den Mörser gleich angegossener Fuß, S. Schämelmörser. In der Landwirthschaft ist der Wendeschämel, Lenkschämel, Rungenschämel, ein auf der Achse bewegliches Holz, worin die Rungen befestiget sind, und welches die Wendung des Wagens erleichtert. Die Schämel der Weber sind bewegliche Tritte unter den Füßen des Webenden. 3) In der engsten und gewöhnlichsten Bedeutung ist der Schämel ein kleines niedriges Gestell, die Füße im Sitzen darauf zu stellen, daher er auch, zum Unterschiede von den vorigen Arten, der Fußschämel genannt wird. Im gemeinen Leben Obersachsens und Oberdeutschlandes heißt er die Hütsche.

Anm. In der letzten Bedeutung schon im Tatian Scamal, im Oberdeutschen Schamel, und im Nieders. Schemmel. Kero nennet alle Sitze oder Bänke Scamelu. Das Latein. Scamnum und Scabellum ist genau damit verwandt. Um des männlichen Geschlechtes willen kann die Endsylbe hier nicht eine Verkleinerung bezeichnen, sondern sie muß die Ableitungssylbe -el seyn, welches so wohl ein Werkzeug, als ein Subject andeutet. Es kommt[1346] hier also auf die Sylbe Schäm -an, welche ihre Erläuterung in der Anmerkung zu dem Worte Schämen finden wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1346-1347.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika