Schalten

[1344] Schalten, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert, aber schon seit geraumer Zeit sehr ungewöhnlich geworden ist. Es bedeutet noch, 1) Schieben; in welchem Verstande es nur noch in dem zusammen gesetzten einschalten üblich ist, und das Latein. calare in intercalare als seinen Verwandten erkennet. 2) Hantiren, behandeln, und figürlich die Veränderungen eines Dinges nach Gutdünken bestimmen. Mit etwas nach eigenem Belieben schalten, nach eigenem Belieben damit umgehen, verfahren. Schalte damit, wie du willst. Am häufigsten gebraucht man es in Verbindung mit dem gleichbedeutenden walten. Mit etwas schalten und walten, die Veränderungen eines Dinges nach eigener Willkühr bestimmen. Die Hauptwörter das Schalten und die Schaltung sind im Hochdeutschen nicht gewöhnlich.

Anm. Dieses Zeitwort ist der Figur nach das Intensivum von dem schon gedachten veralteten schalen, und bedeutet eigentlich gewisse mit einem eigenthümlichen Schalle verbundene Handlungen vornehmen. Daher wurde es ehedem für stoßen gebraucht. Scalt thaz Shef in Tiuffi, stoße das Schiff auf die Höhe, im Tatian, Du scaltest sie ze rukke, du stößest oder treibest sie zurück, Notker. Bey dem Dasppsdius und Frischlin ist, dem Frisch zu Folge, ein Schiff schalten es fortsteuern, die Schalte eine Stange, womit die Schiffe gehalten, vielleicht richtiger, womit sie gesteuert werden, und Schalter der Steuermann. Jemanden von sich schalten, heißt bey dem Kaisersberg, ihn von sich jagen, davon schalten, fortgehen. Schalten in der zweyten Bedeutung darf eben keine Figur davon seyn, sondern kann auch als eine unmittelbare Onomatopöie des Hantirens mit körperlichen Dingen angesehen werden. Im Hebräischen ist שלט gleichfalls herrschen, beherrschen. Die von der ersten Bedeutung gebildeten Oberdeutschen Schaltfürst, Schaltkönig, Schaltpfarrer u.s.f. einen Vice-König, Vice-Pfarrer zu bezeichnen, sind im Hochdeutschen ungewöhnlich, auch wegen der Zweydeutigkeit des darin herrschenden Begriffes der Einschiebung nicht anzurathen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1344.
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