Scharbock, der

[1360] Der Scharbock, des -es, plur. inus. 1) Der Nahme einer Krankheit, welche aus sehr verderbten, besonders salzigen, Säften des menschlichen Leibes entstehet, und sich durch vielerley sonderbare Wirkungen und unter andern auch durch scharfe, salzige Ausschläge äußert; Scorbutus, der Scorbut. 2) Eine Art des Hahnenfußes, welche wegen ihres scharfen und bittern Geschmackes ein Heilmittel des Scharbockes ist, Ranunculus Ficaria L. wird figürlich gleichfalls Scharbock genannt. In andern Gegenden heißt er Feigwarzenkraut.

Anm. Da die Einwohner der Seeküsten, wegen der salzigen Seeluft, und die Seefahrer, wegen der vielen salzigen Speisen, dieser Krankheit am häufigsten und schrecklichsten ausgesetzet sind, so ist dieses Wort auch aus den nördlichen Gegenden zu uns gekommen, und die ältesten Beyspiele, welche Frisch in dem inländischen Deutschlande gefunden sind aus dem 15ten Jahrhunderte. Im Niedersächs. heißt diese Krankheit Schärbuk, im Holländ. Scheurbuik im Schwed. Skörbjugg, im Engl. Scurvy, woraus denn auch das neuere Lat. Scorbutus gemacht worden. Man hat von diesem Worte mehrere Ableitungen. Wachter leitet es von Schärfe her, weil die Schärfe des Geblütes die wirkende Ursache dieser Krankheit ist, andere von Schorf, der Rinde eines Ausschlages, Engl. Scurf, wovon im Englischen auch scunvy räudig, ist. Frisch, Ihre und andere leiten es aus dem Holländ. her, von scheuern und Bauch, Holländ. Buik, und erklären es durch eine Krankheit, wobey besonders der Unterleib leidet. Diese Ableitung wird dadurch bestätiget, daß die Holländer diese Krankheit, wenn sie sich vornehmlich im Munde äußert, und eine Art der Mundfäule ist, Scheurmond, und wenn sie vor andern Theilen die Beine angreift, Scheurbeen nennen. Indessen kann die letzte Hälfte auch aus der Ableitungssylbe -ig oder -icht verderbt seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1360.
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