Scheitel, die

[1405] Die Scheitel, plur. die -n, der oberste Theil des Hauptes, zwischen der Stirn und dem Hinterhaupte, wo sich die Haupthaare zu theilen pflegen, und wovon der hintere Theil der Wirbel genannt wird. Von der Fußsohlen bis auf die Scheitel, Hiob 2, 7. Silbern war sein Haar auf seiner Scheitel und um sein Kinn, Geßn.


Die Locke,

Die funfzehn oder sechzehn Jahr

Die Zierde meiner Scheitel war,

Raml.


Wo es in der höhern Schreibart figürlich für den ganzen mit Haaren bekleideten Theil des Hauptes gebraucht wird. In noch weiterer[1405] Bedeutung wird es zuweilen für den obersten, gemeiniglich spitzigen oder runden Theil eines jeden Dinges, für den Gipfel, gebraucht, S. Scheitelpunct.

Anm. Schon bey dem Raban Maurus Seheitila, bey dem Notker Scheitela, im Nieders. Schedel. Gemeiniglich leitet man dieses Wort von scheiden her, weil sich die Haare daselbst zu scheiden pflegen; eine Ableitung, welche alle Wahrscheinlichkeit für sich hat. S. indessen auch Schedel. Wenn das Nieders. Schedel auch die kleine Elbogenröhre bedeutet, welche im Alt-Fries. Scidel heißt, so gehöret es alsdann ohne Zweifel zu Scheide. Im Hoch- und Oberdeutschen ist dieses Wort fast durchgängig weiblichen Geschlechtes. So gebraucht es auch Luther, 1 Mos. 49, 26, und in andern Stellen; dagegen es in einigen in dem ungewöhnlichern männlichen vorkommt: kein Frevel wird auf seinen Scheitel fallen, Ps. 7, 17. Der Heer wird den Scheitel der Tochter Zion kahl machen, Es. 3, 17.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1405-1406.
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