[1462] 1. Schildern, verb. reg. act. von dem Hauptworte Schild. 1) Mit einem Schilde versehen, in verschiedenen einzelnen Fällen. So nennen die Jäger diejenigen Feld- und Wasserhühner, welche einen Schild auf der Brust haben, geschildert. In weiterm Verstande ist ein Geflügel bey ihnen wohl geschildert, wenn es auf der Brust reichlich mit Federn bedeckt ist. 2) Die Feldhühner schildern, eben daselbst, sie mit dem Schilde, d.i. dem gemahlten Bilde eines Thieres vor sich her treiben. 3) Mahlen, Figuren mit Farben entwerfen; im Nieders. schillern, im Schwed. skildra. Es wird das Schildern bey den Kattundruckern dem Drucken entgegen gesetzt. Farben einschildern, sie auf den Kattun mahlen. Geschilderte Kattune, gemahlte, im Gegensatze der gedruckten. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist schildern von mahlen noch unterschieden, und da bedeutet es, die einzelnen Theile eines Gemähldes durch Farben, Licht und Schatten, gehörig ausarbeiten. Eine Schlacht schildern, sie nach allen ihren Theilen kunstmäßig abbilden. Figürlich schildert auch der Redner, der Dichter, wenn er eine sehr lebhafte Beschreibung eines Dinges macht, ein Ding nach allen seinen Theilen der Einbildungskraft durch Worte gegenwärtig macht. So schildert der Dichter eine schöne Gegend, die Schrecken einer Schlacht, den Sturm auf der See u.s.f. So auch das Schildern. S. auch die Schilderung.
Die gewöhnlichste Ableitung des Wortes schildern in dieser Bedeutung, welche auch Wachter, Frisch, Ihre und andere angenommen haben, ist von Schild in der ersten eigentlichsten Bedeutung, weil die Bemahlung der Schilde eine der ersten und vornehmsten Beschäftigungen der Mahler war, und sich die alten Deutschen schon zu Taciti Zeiten der bemahlten Schilde bedienten. Es hat, diese Ableitung sehr viele Wahrscheinlichkeit für sich, und da würde von Schild mit der Ableitungsylbe -er das Hauptwort Schilder, ein Mahler, und von diesem das Zeitwort schildern gebildet seyn. Allein es ist doch die Figur ein wenig hart und ungewöhnlich. Nach der Analogie so vieler andern Wörter müßte Schilder eigentlich jemanden bedeuten, welcher Schilde verfertiget, und nicht, der[1462] verfertigte Schilde bemahlet. Die drey leeren Schilde, welche die Mahler in ihrem Wapen führen, können hier nichts beweisen, indem sie ohne Zweifel sehr späten Ursprunges sind, und durch eine unrichtige Ableitung entstanden seyn können. Es käme daher darauf an, ob man nicht eine geschicktere und weniger gezwungene Abstammung ausmachen könnte, und diese biethet das veraltete Zeitwort schillen, schellen, theilen, unterscheiden, an, Schwed. skilja, Angels. scylan, von welchem schildern, Nieders. schillern, das Intensivum seyn kann; zumahl da der Begriff des Unterscheidens, der Bearbeitung aller einzelner Theile, in dem Worte schildern so deutlich hervorsticht.
Adelung-1793: Schildern (2)