Schlau

[1508] Schlau, -er, -este, adj. et adv. Fertigkeit besitzend, verborgene Mittel schnell zu seinen Absichten zu gebrauchen, und darin gegründet; verschlagen. Ein schlauer Gast, ein schlauer Kopf, ein schlauer Einfall. Schlau auf etwas seyn. Eine Sache sehr schlau anfangen. Die Liebe ist schlauer als die Freundschaft; ihr süßes Pfeifchen schläfert wohl einen Argus ein, Weiße.

Anm. Im Niedersächs. slou, im Osnabrück, slüw, im Engl. sly, im Isländ. slaegur, im Schwed. slug, wo auch slög künstlich ist. Schlau setzet eine größere Geschwindigkeit und eine mehrere Verbergung seiner Absichten und Mittel voraus als listig und klug, wovon die Ursache in dem vorgesetzten intensiven Zischlaute liegt, der zugleich ein Ausdruck einer schnellen Bewegung ist. Ohne Zischlaut gebraucht Kero claulich, und Ottfried glau, für klug, weise, Angels. gleaw. Schlau ist in Ansehung der Sittlichkeit eben so gleichgültig als listig ursprünglich ist, d.i. es wird so wohl im guten als bösen Verstande gebraucht; geschiehet es im letztern häufiger, so rühret solches daher, weil die Verbergung seiner Absichten und Mittel bey schädlichen und bösen Handlungen nothwendiger ist, als bey guten und nützlichen. (S. Schlauheit.) Die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes ist, wie bey seinen Verwandten, allem Ansehen nach die Geschwindigkeit in den Bewegungen, und der darin gegründete Begriff des Lichtes und des Sehens, und in so fern ist es auch mit schlagen verwandt, welches im Schwed. nur slå und im Nieders. slaan lautet. Frisch und Wachter sahen diese Verwandtschaft schon ein, irreten aber in der Verbindung beyder Bedeutungen, indem sie schlau von einer Person erkläreten, die durch Schläge klug geworden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1508.
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