Schloße, die

[1539] Die Schloße, plur. die -n, Regentropfen, welche im Herunterfallen aus der Luft in Eis verwandelt worden. Es fallen Schloßen. Wo es sehr häufig, besonders in manchen Gegenden, als ein mit Hagel gleichbedeutendes Wort gebraucht wird. Andere unterscheiden die Schloßen von dem Hagel, aber nicht auf eine gleichförmige Art. Luther gebraucht das Wort Schloße von den größten und stärksten Hagelkörnern, welches auch der in diesem Worte liegenden Onomatopöie gemäß zu seyn scheinet. Er schlug ihre Weinstöcke mit Hagel und ihre Maulbeerbäume mit Schloßen, Ps. 78, 47; wo das in der letzten Stelle befindliche Wort חנמל, nach Stosch Bemerkung, großen und starken Hagel bedeutet. Andere kehren es um und gebrauchen Hagel von den größten, Schloßen aber von den kleinern Körnern dieser Art. Man hat Schloßen gefunden, die über 3 Loth, und Hagel, der über 3/4 Pfund wog.

Anm. Es gehöret zu dem Zeitworte schleißen, aber nur so fern in beyden Wörtern ein gemeinschaftlicher Laut zum Grunde liegt. Das Griech. καλαζα, Hagel, Schloßen, ist genau damit verwandt. Daß nichts als eine Onomatopöie in diesem Worte gesucht werden müsse, erhellet aus dem Engl. Sluicy Rain, welchen wir mit ähnlichen Nachahmungen Platzregen, Schlagregen nennen. Weil die Fälle, wo dieses Wort im Plural collective gebraucht wird, häufiger sind, als wo es distributive vorkommt,[1539] so machen die meisten Sprachlehrer daraus den falschen Schluß, daß dieses Wort nur allein im Plural üblich sey. Aber wie oft sagt man nicht, jede Schloße wog ein Loth u.s.f. In einigen Oberdeutschen Gegenden gebraucht man dieses Wort sogar im Singular und zwar im männlichen Geschlechte collective, so wie Hagel, welche Form aber im Hochdeutschen fremd ist. Donner, Blitz und harter Schloß Soll bey dir vorüber gehn, Opitz. Wie, wenn ein kalter Sturm den Schloß, den er gebieret, – auf die Saate wirft, ebend. Da das o in der Aussprache gedehnt wird, folglich der folgende harte Zischlaut eine etwas gelindere Aussprache bekommt, so kann dieses Wort nicht anders als mit einem ß geschrieben werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1539-1540.
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