Schlucht, die

[1542] Die Schlucht, plur. die -en, im gemeinen Leben vieler Gegenden, ein schmales, tiefes Thal zwischen zwey Bergen, ingleichen eine von dem Wasser an einer Anhöhe ausgewaschene Hohlung, (der Wasserriß, im Oberd. die Bachfahrt,) die, wenn ein Weg dadurch gehet, einen hohlen Weg oder Hohlweg macht. In manchen Gegenden die Schluchter, und mit einem andern Endlaute die Schluft, Schlufte, Schlufter. Das Nieders. Slugter bedeutet nicht nur in noch weiterm Verstande einen Graben, sondern wie alle Wörter, welche eine Vertiefung bezeichnen, auch von einer Erhöhung gebraucht werden, so bedeutet es daselbst auch einen Haufen, da denn slugtern in Haufen legen, ingleichen als ein Neutrum, schnell in die Höhe schießen ist. In unserm Schlucht herrschet die Bedeutung des hohlen, in die Länge sich erstreckenden Raumes, da es denn mit seinen Verwandten Schlauch, Schlot, dem nur der Hauchlaut mangelt Schlacht für Schlund u.s.f. ein Abkömmling des Zeitwortes schlagen ist. Im Englischen bedeutet Slough eine Höhle und einen Sumpf. Übrigens wird eine solche in die Länge gehende Vertiefung an einem Berge oder zwischen zwey Bergen in einigen Gegenden eine Klinge, im Hollstein. ein Kedder und in noch andern Gegenden ein Kachen genannt, welchem letztern das Lat. Fauces in eben dieser Bedeutung ähnlich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1542.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika