Schnat, die

[1588] * Die Schnat, oder Schnate, plur. die -n, ein provinzielles, nur in einigen Gegenden übliches Wort. 1) In Schlesien[1588] bedeutet es ein Reis. Aus Schnaten werden Bäume, Günther.


Dein Stammbaum schlage täglich aus,

Bis einst die Nachwelt Schnaten bricht

Und um der Enkel Kronen flicht,

Günther.


Die Nymphen sammleten die theuren Ambra-Tropfen,

Sie brachen hier und dar die besten Schnaten ab,

ebend.


2) Die Gränze; eine in Ober- und Nieder-Deutschland sehr gangbare Bedeutung, wo es im Oberdeutschen auch Schnait, Schneid, und im Niedersächs. Snaat und Snede lautet. Die Schnait oder Schnat begehen, die Gränze. Die Heimschnat ist daher in Westphalen die Gränze einer Dorfflur, die Flurgränze.

Anm. Es kann seyn, daß in der letzten Bedeutung vornehmlich auf die zur Bezeichnung der Gränze in die Gränzbäume, Pfähle oder Steine geschnittenen Zeichen gesehen wird. Das in einigen Oberdeutschen Gegenden übliche Schnatte, eine Narbe, Schmarre, stammet gleichfalls von schneiden ab. Allein in der ersten scheinet es den Begriff der Länge und schlanken Beschaffenheit zu haben. Im Schwed. ist Sno ein dünnes Seil, eine Schnur. S. 1 Schneide.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1588-1589.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: