Schopf, der

[1627] Der Schopf, des -es, plur. die Schöpfe, Diminut. das Schöpfchen, Oberd. Schöpflein, ein Wort, welches theils den Begriff des Gipfels, des Obersten, theils aber auch eines Bündels mehrerer Dinge, hat, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Der Gipfel eines Baumes heißt im Forstwesen, bey den Zimmerleuten u.s.f. so wohl der Schopf als der Zopf, und in den gemeinen Sprecharten der Schopp, Schoppen, Schuppen. Daher ist das Schopfende, dasjenige Ende eines Baumes, wo der Gipfel befindlich ist, zum Unterschiede von dem Stammende. Der Schoppenschlag oder Schuppenschlag ist in einigen Gegenden ein Collectivum, abgehauene Schöpfe und Äste von den Bäumen zu bezeichnen; der Afterschlag, Wipfelschlag. Hier ist der Begriff des Höchsten, des Obersten an einem Dinge, der herrschende, ohne doch den folgenden auszuschließen. 2) Ein Bündel oder Büschel mehrerer Dinge, wo es doch nur von weichen Körpern, dergleichen Haare, Federn u.s.f. sind, gebraucht wird. Jemanden einen Schopf, ein Schöpfchen Haare ausreißen. Besonders werden die in Gestalt eines Busches gewachsenen Haare auf dem Wirbel der Menschen und mancher Thiere ein Schopf genannt. Da fassete der Engel ihn oben beym Schopf, Bel V. 35. Judith ergriff den Holosernes beym Schopf, Jud. 13, 8, bey den Haaren auf dem Wirbel. Manche orientalische Völker scheren das Haupt und lassen nur auf der Mitte des Kopfes einen Schopf stehen. Der Schopf an einem Pferde, die Mähne auf[1627] der Stirn. Auch in Gestalt eines Büschels gewachsene Federn auf den Köpfen mancher Thiere werden ein Schopf genannt, z.B. bey einigen Lerchen, Meisen u.s.f.

Anm. Ohne Zischlaut ist dafür in einigen Gegenden auch Gaup und Gaus üblich. Im Holländ. Tsop; bey dem Ulphilas ist Skusta das Haupthaar. Die Begriffe des Obersten, des Gipfels, und eines Büschels sind nahe verwandt, so daß dieses Wort zu Schaup, schoppen, stopfen, Zopf, Zapfen, und ohne Zischlaut auch zu Gipfel, Kopf, Haube, dem Lat. Juba u. a. m. gehöret. Im mittlern Lat. ist Covis, Cova, eine Hand voll.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1627-1628.
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