Schwamm, der

[1707] Der Schwamm, des -es, plur. die Schwämme, Diminut. das Schwämmchen, Oberd. Schwämmlein, eine allgemeine Benennung eines weichen, sehr porösen, d.i. mit vielen Zwischenräumen versehenen Körpers, von welcher Art folgende die bekanntesten sind. 1) In dem Gewächsreiche ist der Schwamm ein solches weiches, gemeiniglich saftiges Gewächs ohne Blätter, Fungus L. wohin so wohl der Meerschwamm gehöret, welcher zum Baden und Waschen gebraucht wird, und auch nur Schwamm schlechthin heißt, als auch der Erdschwamm mit seinen Unterarten, dem Blätterschwamme, wohin auch der Feldschwamm und Fliegenschwamm gehören; dem Löcherschwamme oder Pilz, von welchem der Zunderschwamm eine Art ist, der oft auch nur Schwamm schlechthin und ohne Plural genannt wird; dem Stachelschwamme, Morchelschwamme oder der Morchel; dem Becherschwamme, Staubschwamme u.s.f. 2) Im Thierreiche ist der Schwamm ein ähnlicher fehlerhafter Auswuchs an den thierischen und menschlichen Körpern. Das wilde Fleisch in den Wunden der Pferde heißt bey den Pferdeärzten der Schwamm. Etwas uneigentlicher pflegt man das einem Schwamme von außen ähnliche hornartige Gewächs an den Vorderfüßen der Pferde gleichfalls den Schwamm zu nennen; bey andern heißt es die Warze, die Kastanie. Ähnliche schwammartige Auswüchse bekommt zuweilen das Hornvieh an den Vorderfüßen von einem Falle oder Sturze. Der Gliedschwamm ist eine schwammige Geschwulst an den Gelenken des menschlichen Körpers, S. dieses Wort. Die Schwämme im Munde, Mundschwämme, und bey Kindern Mundschwämmchen oder Schwämmchen, sind schwammartige Blattern oder Auswüchse im Munde, welche bey den Kindern im gemeinen Leben auch Sprau, Fāsch und im Nieders. der Voß, vermuthlich von Fasch, genannt werden; Aphthae. Eine lederartige Art Flechte, welche mit verschiedenen ohne Ordnung stehenden Warzen versehen ist, und als ein Hülfsmittel wider den Schwamm der Kinder gebraucht wird, heißt daher im gemeinen Leben das Schwämmchen; Lichen aphthosus L. In dieser ganzen zweyten Bedeutung wird es auch oft im Singular allein collective oder materialiter gebraucht.

Anm. Bey dem Stryker Swam, schon bey dem Ulphilas Swam, im Nieders. Swamm, Swamp, in einigen rauhen Oberdeutschen Mundarten Swum, im Schwedischen Svamp, im Isländ. und Angels. Swam. Ohne Zweifel von schwemmen, in der weitern noch in aufschwemmen üblichen Bedeutung, weil manche Arten des Schwammes das Wasser an sich ziehen und sich dadurch aufschwemmen, die übrigen aber auf ähnliche Art aufgeschwemmet zu seyn scheinen. Im Tatian kommt dafür das aus dem Lat. Spongia entlehnte Spunga vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1707.
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