Seither

[44] Seither, ein Nebenwort der Zeit, welches auf doppelte Art betrachtet werden muß. 1. * Als das in einigen gemeinen Sprecharten übliche seiter, für seit, da es von einigen so wie dieses mit der zweyten Endung verbunden wird. Seither einigen Tagen. Es[44] ist in dieser Gestalt im Hochdeutschen eben so ungewöhnlich, als das neidrige seiter, und müßte alsdann auch wie dieses den Ton auf der ersten Sylbe haben. 2. Als ein zusammen gesetztes Nebenwort, dessen letzte Hälfte die Partikel her ist, da denn beyde Sylben den Ton erfordern. Es bezeichnet eine Zeitfolge bis jetzt von einer entweder unbestimmten oder im vorigen bestimmten Zeit an. Vor fünf Jahren war er hier, seither habe ich ihn nicht wieder gesehen. Lieber Brunn, either habe ich nicht in deiner Kühle geruhet. Göthe. Allein, da viele gute Provinzen hier ausdrücklich zeither sprechen, und das Nebenwort auch wohl ausdrücklich in die Zeit her, auflösen, überdieß auch die Ellipsis zu stark und dunkel seyn würde, wenn seit die erste Hälfte seyn sollte, so wird es hier richtiger als eine Zusammensetzung von Zeit angesehen. S. Zeither. Eben dieses gilt auch von dem Beyworte seitherig, besser zeitherig, S. dasselbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 44-45.
Lizenz:
Faksimiles:
44 | 45
Kategorien: