Sommer, der

[136] Der Sommer, des -s, plur. ut nom. sing. die wärmere Zeit des Jahres. 1. Eigentlich, wo überhaupt die wärmere Zeit des Jahres, da die Gewächse und Bäume zum Wachsthume kommen, der Sommer genannt wird; im Gegensatze des Winters. Die ältesten Deutschen kannten nur diese zwey Jahreszeiten, und im gemeinen Leben gebraucht man beyde Wörter noch oft in diesem Verstande. Es wird oder ist Sommer, sagt man, wenn die Witterung angenehm und anhaltend warm ist. In den spätern Zeiten, da man aus den Gränzen beyder Jahreszeiten zwey neue machte, ist der Sommer, im engern Verstande diejenige Jahreszeit, da die Sonne den Krebs, Löwen und die Jungfrau durchläuft. Wir haben Sommer. Den Sommer an einem Orte zubringen. Ein nasser, kühler Sommer. Der Mittensommer, im gemeinen Leben einiger Gegenden, der Tag Johannis des Täufers, gleichsam die Mitte des Sommers. Der Nachsommer, die angenehmen warmen Tage im Herbste vom 1sten bis 13ten November, welche man im gemeinen Leben auch den alten Weiber Sommer zu nennen pflegt. 2. Figürlich. (1) Für Jahr, doch nur in der dichterischen Schreibart.


Ich kenne schon der Schäfer Ränke,

Und bin nun sechzehn Sommer alt,

Haged.


Nach einer andern Figur ist, doch auch nur in der dichterischen Schreibart, der Sommer des Lebens, das männliche Alter. Er starb, ach er starb, in dem Sommer seines Lebens, Geßn. (2) Die zarten Fäden, welche am Ende des Sommers die Erde überziehen, und in der Luft herum fliegen, werden im gemeinen Leben der Sommer genannt, weil der große Haufe sagt, daß alsdann der Sommer fortziehe. Weil sie sich im Nachsommer einstellen, so werden sie gleichfalls der alte Weiber Sommer, bey andern aber Sommerfäden, Sommerweben, Marienfäden,[136] im Nieders. Slammetje und Slammetje-Sommer, im Engl. Gossamer, genannt. S. Marienfäden.

Anm. Schon bey dem Kero Sumar, im Nieders. Sommer, im Angels. Sumer, Sumor, im Schwed. Sommar, im Irländ. Sam, Samihad. Daß dieses Wort mit Sonne nahe verwandt ist so ferne in beyden der Begriff der Wärme der herrschende ist, wird bey dem Zeitworte sömmern deutlich werden. S. auch Sonne.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 136-137.
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