Sorgfalt, die

[151] Die Sorgfalt, plur. car. die ernstliche Richtung des Gemüthes auf einen Gegenstand und dessen sämmtliche einzelne Theile, die ernstliche Richtung des Gemüthes auf die mit uns verbundenen Dinge und auf unser gehöriges Verhalten gegen dieselben, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit dieses Betragens, die Sorgfältigkeit. Etwas mit vieler Sorgfalt betrachten, untersuchen, verrichten. Sorgfalt anwenden.

Anm. Die erste Hälfte ist ohne Zweifel, das Zeitwort sorgen in seiner weitern Bedeutung. Die Sylbe falt ist dunkel, zumahl da sie in dieser Zusammensetzung bey den ältesten Schriftstellern nicht vorkommt. Wenn sie nicht von walten, Wille oder einem ähnlichen Worte abstammet, so scheinet sie eine Figur von faltig, ehedem nur falt, in einfältig, dreyfaltig u.s.f. zu seyn, und vornehmlich die Richtung auf alle einzelne Theile zu bezeichnen. In dem 1501 gedruckten Buche der Weisen, dem ältesten Buche, in welchem mir dieses Wort vorgekommen ist, bedeutet Sorgfeltigkeit, Sorge und Kummer überhaupt: sollt er allen Lust seines[151] lybs rytumb haben vnd on alle Sorgfeltigkeit leben. Der Verfasser des Theuerdankes hingegen gebraucht es für Gefahr, und sorgfältiglich für gefährlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 151-152.
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