[156] Spalten, verb. regul. außer das es im Mittelworte häufiger gespalten, als gespaltet hat. Es ist in doppelter Gattung üblich,
I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, sich mit dem diesem Zeitworte eigenthümlichen Schalle der Länge, oder dem Laufe der Fasern nach von einander geben, oder theilen. Er prügelte ihn bis das Rohr spaltete. Das Holz will nicht spalten. Indessen ist doch statt dieses neutralen Zeitwortes das folgende Activum in Gestalt eines Reciproci üblicher.
II. Als ein Activum, spalten machen, den harten langen Fasern oder Platten nach mit dem diesem Zeitworte eigenthümlichen Schalle theilen.
1. Eigentlich. Ein Körper wird gespalten, wenn sich die Theile weiter von einander geben, als das theilende Werkzeug in den Körper eindringt, welches daher im eigentlichsten Verstande nur bey harten elastischen Körpern statt finden kann, welche der Länge nach aus Fasern oder Platten bestehen, bey welchen denn auch nur der Laut statt findet, welchen dieses Zeitwort zunächst nachahmet. Holz spalten, im gemeinen Leben der Ober- und Niedersachsen Holz spellen oder spellern. Den Schiefer spalten. Eine Feder spalten. Der Öhlberg wird sich spalten, Zachar. 14, 4. So auch reciproce, sich spalten, einen Spalt bekommen. Das Holz spaltet sich. Die Thüre hat sich gespalten.
2. Figürlich, wo es, (1) in vielen Fällen von mancherley Arten des Theilens oder der Trennung des körperlichen Zusammenhanges gebraucht wird. Gespaltene Klauen haben. Ein gespaltenes Kinn, eine gespaltene Lefze. Die gespaltenen Zungen der Schlangen. Er hat meine Nieren gespaltet, (gespalten), Hiob 16, 13. Er liegt mit gespaltenem Haupte, Klopfst. Eine gespaltene Columne oder Seite, bey den Buchdruckern, welche in zwey oder mehr Theile der Länge nach getheilet ist. Der Fluß spaltet sich in zwey Arme, wofür man doch lieber theilen gebraucht. Der weit gespaltene Herr erreichte bald das Zimmer,[156] Rost; der Herr mit den langen Beinen, Gespaltene Bauerngüter, in einigen Gegenden für getheilte. (2) * Durch Uneinigkeit trennen. Die Menge der Stadt spaltete sich, Apost. 14, 4. eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, in welcher doch noch das Hauptwort die Spaltung üblich ist, S. dasselbe. So auch das Spalten.
Anm. Bey dem Notker und Ottfried spaltan, bey dem Strycker spiltan, im Nieders. spellern und splieten, im Engl. to spelt und split, im Schwed. spjälka. Es ahmet, so wie reißen, brechen, und andere ähnliche Zeitwörter zunächst den mit dem Spalten verbundenen Laut nach, welcher vermittelst des intensiven s zu balen, bellen gehöret, womit auch das Hebr. פלה, trennen, פלצ und פלח, zerschneiden, verwandt ist. S. Platzen und Spleißen. Statt dieses Zeitwortes gebrauchen die Niederd. auch klöben, die Oberd. klieben, und die Bergleute greißen, für gereißen. Ehedem ging dieses Zeitwort irregulär, und im Oberdeutschen wird es noch so abgewandelt; Imperf. ich spielt. Davon rühret noch das Mittelwort gespalten her, welches auch im Hochdeutschen gangbarer ist, als das reguläre und neuere gespaltet.