Speer, der

[177] Der Spêêr, des -es, plur. die -e, ein altes Wort, welches ehedem den Begriff der langen dünnen Spitze hatte, und daher ein mit einer solchen Spitze versehenes Ding bedeutete, aber jetzt nur noch in einigen wenigen Fällen üblich ist. Der lange spitzige Theil einer Feile, vermittelst dessen sie in dem Häfte befestiget wird, heißt bey den Feilenhauern der Speer, welchen Nahmen bey den Zeugschmiden auch die ähnlichen Theile anderer Werkzeuge führen. Bey den Fischern ist der Speer eine Gabel mit zehen Zacken, die Barben damit im Winter zu stechen. Ehedem wurden auch die Spieße Speere genannt, in welcher Bedeutung es schon bey alten Galliern Spara, Sparus lautete, wie aus dem Virgil, Gallust und Festus erhellet. Jesbi Speer war sehr schwer, 2 Sam. 21, 16. Jesus Seite wurde mit einem Speere geöffnet, Joh. 19, 34. Jetzt kommt es in dieser Bedeutung im Hochdeutschen wenig mehr vor, indem Spieß, Lanze u.s.f. üblicher sind.

Anm. In der Bedeutung eines Spießes schon bey dem Ottfried, im Tatian u.s.f. Sper, im Angels. Spaera, im Engl. Spear, im Wallis. Ysper, im Schwed. Spjut. Im Nieders. wird noch eine jede zarte Spitze ein Spier genannt, Schwed. Spira, Engl. Spire. Es ist von Spieß, Spitze, Speile, Spelze, Speiche, Spina, u.s.f. nur im Endlaute verschieden. Billig sollte man dieses Wort Spehr schreiben, weil das h vor einem Liquido üblicher ist, als die Verdoppelung des Mitlauters; indessen ist Speer einmahl eingeführet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 177.
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