Speicher, der

[178] Der Speicher, des -s, plur. ut nom. sing. ein im Ober- und Niederdeutschen gangbares, im Hochdeutschen aber wenig übliches Wort, ein Gebäude zu bezeichnen, welches dazu bestimmt ist, ausgedroschenes Getreide und andere Waaren darin in Menge aufzubehalten.

Ein Kornspeicher, im Hochdeutschen ein Kornhaus. Schütthaus. Ein Waarenspeicher, Magazin.

Anm. Ottfried und Notker gebrauchen Spihir und Spichar von einer Scheuer, in welcher Bedeutung es jetzt veraltet zu seyn scheinet. Im Niederdeutschen, wo es besonders in den Handelsstädten sehr gangbar ist, lautet es Spieker. Die Abstammung ist ungewiß, indem es sowohl zu packen gehören kann, einen Ort zu bezeichnen, wo man Waaren zum künftigen Gebrauche zusammen packet, als auch zu dem alten Beig, ein Haufe, Bock, Bake u.s.f. so daß ursprünglich ein aus Waaren bestehender Haufe diesen[178] Nahmen bekommen, als endlich auch, zu dem alten Bygd, ein Gebäude, von bauen, so daß es ein jedes Gebäude bedeuten würde. Die letzte Ableitung wird dadurch wahrscheinlicher, weil die Landleute im Osnabrückischen ihre Bauerhäuser Speicher nennen, im Bremischen aber ein Lusthaus mit etlichen Zimmern auf einem Meierhofe ein Speicher heißt. Die Endsylbe er bedeutet ein Ding, ein Subject, von welchem etwas prädiciret wird. Frisch führet die in einigen Gegenden übliche R.A. an, das Feld speicht stattlich ein, wenn es die Scheuer füllet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 178-179.
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