Spiegelfechten, das

[193] Das Spiegelfêchten, des -s, plur. inusit. ein Wort, welches vermuthlich ehedem ein Fechten zum Scherz oder zur Übung bezeichnete, jetzt aber nur noch im gemeinen Leben, von einer verstellten Handlung gebraucht wird, welche nur zum Scheine geschiehet, und welche auch wohl eine Spiegelfechterey heißt. Frisch erkläret es durch pugnationem ad ostentationem, weil Spiegler bey dem Pictorius Ostentator, ein Prahler ist. Allein in dem Begriffe dieses Wortes ist nichts von Prahlerey befindlich. Es scheinet daher entweder ein Fechten mit seinem Bilde im Spiegel zu bezeichnen, oder auch für Spielfechten, Spielgefecht zu stehen, indem spiegeln und spielen nahe verwandt sind. Das veraltete Zeitwort spiegelfechten gebraucht noch Luther. Was spiegelficht er dann mit erdichteten Worten?

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 193.
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