Spornen

[223] Spornen, verb. regul. act. welches, 1. * Ehedem überhaupt heftig stoßen bedeutete, in welcher Bedeutung es aber veraltet ist. Wider garte ze spornonne, übersetzt Notker das, wider den Stachel läcken, oder ausschlagen. Thaz thue ni bispurnes in steine thinan fuoz, daß du deinen Fuß an keinen Stein stoßest, im Tatian, welches bey dem Ottfried heißt: thaz thin fuaz io uuanne in steine ni sirspurne. Daher es denn auch figürlich für thätig widersetzen gebraucht wurde; di uuider Gote spornen, Notker. 2. In engerer Bedeutung, mit einem Stachel zur Beschleunigung des Ganges antreiben, wo es besonders von den Stacheln üblich ist, womit der Reiter seine Ferse bewaffnet. Das Pferd spornen, ihm die Spornen geben, es mit den Spornen stechen. Ingleichen figürlich heftig antreiben. Die Leidenschaft spornt den Ehrgeitzigen beständig, Dusch. S. auch Anspornen. 3. Die Spornen anlegen, wo es doch nur im Mittelworte üblich ist. Gestiefelt und gespornt, mit Stiefeln und Spornen angethan. So auch das Spornen.

Anm. Im gemeinen Leben nur sporen, wovon spornen ein Intensivum zu seyn scheinet, im Angels. spornan, im Schwed. spjerna, im Ißländ. spirna. Es ist allem Ansehen nach vermittelst[223] des hier intensiven Zischlautes aus dem größtentheils veralteten bären, schlagen, stoßen, gebildet, oder so fern der Begriff des Stechens der herrschende ist, von Speer hergeleitet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 223-224.
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