Stets

[360] Stêts, adverb. ununterbrochen fortwährend, im gemeinen Leben immer. Meine Augen sehen stets zum Herren, Ps. 25, 15. Dennoch bleibe ich stets an dir, Ps. 73, 23. Bey Gütern, die wir stets genießen, wird das Vergnügen endlich matt, Gellert. Ingleichen zu allen Zeiten, in allen vorkommenden Fällen; für allezeit. Wer sein Kind lieb hat, der hält es stets unter der Ruthe, Sir. 30, 1. Sie wollen einem stets einen Muth einsprechen, Gell.


Ein großer Krieger ist nicht stets ein großer Mann,

Cron.


Sie widersprechen mir ja stets, Gell. Wir werden stets finden, daß Gott es besser mit den Menschen meint, als es der Mensch mit sich meinen kann, eben ders.


Ein Schäfer pflegt sich nicht stets an sein Wort zu binden,

Cron.


In einigen Oberdeutschen Gegenden scheint es auch für oft üblich zu seyn, in welchem Verstande es aber im Hochdeutschen unbekannt ist. Wenigstens sagt Opitz.


Sehr stets hat die Natur beherzet seyn und lieben

In einen hohen Sinn zusammen eingeschrieben.


Anm. Im Schwed. stådse, stådes. Es ist ein aus stät gebildetes Nebenwort, welches ursprünglich fest, unbeweglich, bedeutet hat, welche im Hochdeutschen veraltete Bedeutung noch bey dem Opitz vorkommt:


Wer also redet, also lebt,

Und emsig nach dem Guten strebt,

Der bleibt auch stets und unbewegt.


Um dieser Abstammung willen, sollte man es billig stäts schreiben, wie in einigen Oberdeutschen Gegenden auch wirklich geschiehet. Indessen ist im Hochdeutschen die Schreibart mit einem e einmahl allgemein.[360] Im Niedersächsischen gebracuht man dafür stede, stadelik, stedelik, stedig und gestadig, welche unser stät und stätig sind. Im Oberdeutschen pflegt man wohl noch ein müßiges all vorzusetzen, allstets für stäts. S. Stät.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 360-361.
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