Stieben

[368] Stieben, verb. irregul. Imperf. ich stob, Mittelw. gestoben, Imper. stiebe. Es weicht von stauben und stäuben nur in der Mundart ab, doch mit dem Unterschiede, daß stauben und stäuben im Hochdeutschen nur von dem Staube, stieben aber nur von andern Körpern gebraucht wird. Es ist in doppelter Gestalt üblich. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, sich in Gestalt des Staubes, d.i. in dicker zahlreicher Menge, schnell fortbewegen. Ein Haufe Menschen stiebet auseinander, wenn er plötzlich aus einander getrieben wird. Die Rebhüner stieben auf, wenn sie plötzlich auffliegen. Ich weiß nicht, wo er gestoben und geflogen ist, in den gemeinen Sprecharten, wo er so plötzlich hingekommen ist.


Die Funken stieben selbst schon auf Carthagens Zinnen,

Lohenst.


II. Als ein Activum oder Factitivum, stieben machen. Einen Haufen Feinde aus einander stieben. Einen Trupp Vögel aufstieben. Thie molten ufstieben, den Staub aufstäuben, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter. Bey den Jägern stieben die Feldhühner, wenn sie ihren Koth fallen lassen.

Anm. S. Stauben und Stäuben. Statt des Activi sind im gemeinen Leben auch die Intensiva stäubern, stöbern und stäupern üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 368-369.
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