Tand, der

[527] Der Tand, des -es, plur. car. 1. Ein Geschwätz, eine grundlose Rede. Alter Weiber Tand, Pict. Bey andern Oberdeutschen Schriftstellern kommt Tandmähre in eben dieser Bedeutung vor. 2. Eitele unnütze Dinge, als ein Collectivum. Menschenrand, leere menschliche Erdichtungen, wo aber auch die vorige Bedeutung statt findet. Narrentand, Narrenpossen. Kindertand, Kinderpossen, Kindereyen. Das ist weiter nichts als Tand.


Mein Geist soll sich dem Tand der Erde kühn entschwingen,

Kleist.


Anm. Im Nieders. gleichfalls Tant, und im gemeinen Leben daselbst mit der auch in andern Fällen nicht ungewöhnlichen Verdoppelung Tanterlantant, im Schwed. Dant. Wachter leitet es von dem Arab. und Ital. Dad, ein Würfel, Pelletier in seinem Bretagnischen Wörterbuche, von Dant, ein Zahn, Dens, Frisch von tanti her; welche letztere Ableitung wohl die sonderbarste ist. Die[527] erste Bedeutung des Geschwätzes hat noch in manchen gemeinen Mundarten ihre Verwandten, wo danten, Nieders. tantern, schwatzen, Französ. dandiner, Tander, ein Schwätzer, und Tanderey, Geschwätz ist. Es scheinet in dieser Bedeutung eine Onomatopöie des Schwatzens zu seyn, und mit zu Ton, tönen zu gehören. Wenn die zweyte Bedeutung keine Figur der ersten ist, wie sie es denn nicht zu seyn scheinet, so ist sie wieder eine eigene Onomatopöie der spielenden Bewegung, und in diesem Falle ein Verwandter von tanzen. Im Oberdeutschen bedeutet Tand, auch alte Kleider und Hausrath, Tändlerey, Tändelkram. Daher ist Tändler, Tändlerkrämer, Tändlermann, daselbst ein Trödler oder Trödelmann, der Tändelmarkt, der Trödelmarkt. Siehe Tändeln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 527-528.
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