Toben

[610] Toben, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1) Einen hohen Grad des ungestümen Lärmens verursachen. Ein Zorniger tobet, wenn er ungestüm schreyet, mit den Füßen stampft u.s.f. Warum toben die Heiden? Die Tiefen toben, Ps. 77, 17. Die Winde toben, Sir. 39, 34. Und wenn er noch so tobte. Das tobende Meer. Der Most tobt in den Fässern. Die tobende Leidenschaft.


Wenn über seinem Haupt der Wellen Donner tobt,

Kleist.


2) Ehedem wurde es in engerer Bedeutung häufig für unsinnig, des Verstandes beraubt seyn, rasen, gebraucht, weil dieses oft mit einem eigentlichen Toben verbunden ist. Maniger spreche seht er tobt, Heinrich von Veldig. Daher ist im Tatian Tobunga, die Raserey, im Oberdeutschen noch jetzt tobicht, rasend, unsinnig, und Tobsucht, die Raserey. So auch das Toben.

Anm. Schon bey dem Notker toben, im Nieders. daven, im alt Engl. to taven, im Griech. δουπειν. Es ist eine Nachahmung einer Art eines ungestümen Geräusches, wie etwa das Stampfen mit den Füßen u.s.f. ist. Im Nieders. ist dubben, klopfen, und davern, das Intensivum von daven, toben, erschüttert werden, schüttern. S. auch Taub. In der gemeinen Mundart der Meißner hat man vermittelst der Endsylbe -sen davon das Intensivum tebsen, unangenehmes Geräusch machen, und Tebs, ein solches Geräusch, Lärm. Mit andern Endsylben gehören dahin das Nieders. döhlen, lärmen, toben, das alte Dos, Tos für Getöse, toll u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 610.
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