Ungebunden

[853] Ungebunden, -er, -ste, adj. & adv. nicht gebunden. 1. Eigentlich. Ungebundene Bücher, rohe. 2. Figürlich, (1) Die ungebundene Rede, die ungebundene Schreibart, die prosaische, im Gegensatze der gebundenen oder poetischen. (2) Im sittlichen Verstande ist ungebunden, sich an keine Einschränkung der Gesetze und guten Sitten bindend. Ein ungebundenes Leben, ein ausschweifendes, zügelloses. Ungebundene Begierden. In einem etwas andern Verstande ist ungebunden oft, durch keine Einschränkung gebunden, d.i. gehindert. Noch ungebunden seyn. Daher die Ungebundenheit, welches doch nur in diesem zweyten figürlichen Verstande üblich ist, und auch wohl im Concreto und mit dem Plural, von Ausschweifungen, zügellosen unerlaubten und unanständigen Handlungen gebraucht wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 853.
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