Urwellen

[971] Urwèllen, verb. reg. act. welches nur auf den Blech- und Eisenhämmern üblich ist, wo es von einer besondern Art des Schmiedens gebraucht wird. Wenn die Frischstücke daselbst zerschroten und unter dem Breithammer zu Stäben geschmiedet worden, so werden diese Stäbe in kleine Kölbchen gehauen, und diese Kölbchen werden nun geurwellet, d.i. dem Anfange nach zu Blech geschmiedet, ob sie gleich in diesem Anfange nur die Gestalt einer breitlichen Platte bekommen, worauf sie gebreitet, d.i. noch breiter[971] geschmiedet, und ferner bearbeitet werden. Daher der Urwellhammer, ein Hammer von 2 bis 3 Zentnern, unter welchem diese Kölbchen geurwellet d.i. breit geschmiedet werden, und der Urweller, derjenige Arbeiter, welcher dieses verrichtet. Das Wort ist dunkel und scheint von hohem Alter zu seyn; indessen erhellet aus dem vorigen, daß es ungefähr so viel als schlagen, schmieden, bedeuten müsse. Matthesius sagt in seiner Berg-Postille Pred. 8. der gegrabene Eisenstein werde gerennet, geschmelzet, und hernach gewellet, d.i. mit hölzernen Hämmern auf dem Rennherde in eine Masse zusammen gearbeitet. Frisch, der das Wort urwellen nicht kannte, aber doch diese Stelle aus dem Matthesius bey dem Worte Welle, fascis e ramis, anführet, scheinet es zu diesem Worte gerechnet, und durch Masse erkläret zu haben. Allein, es ist wahrscheinlicher, daß es zu walken, pelzen, βάλλειν u.s.f. gehöret, und schlagen oder schmieden bedeutet, indem urwellen doch wohl nur allein von der ersten Arbeit des Breitschmiedens gebraucht wird. S. Walken. Die Vorsylbe ur scheint auch hier für er zu stehen, da es denn ein Zeichen einer Intension seyn könnte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 971-972.
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