Verdauen

[1009] Verdauen, verb. regul. act. durch die Dauung auflösen, d.i. die dem Magen anvertrauten Speisen so auflösen, daß der Nahrungssaft daraus abgeschieden werden kann. Der Magen verdauet die Speise. Eine Speise, welche leicht, schwer zu verdauen ist. Ingleichen von der Person. Diese Speise kann ich nicht verdauen. Ein Kranker verdauet schlecht. Figürlich sagt man: eine Beschimpfung, einen Verweis u.s.f. nicht verdauen können, nicht verschmerzen, vertragen können. Dieses Vorgeben ist schwer zu verdauen, schwer zu begreifen. Daher die Verdauung, doch nur in der eigentlichen Bedeutung, die Verdauungskraft, die Verdauungswerkzeuge, Verdauungsmittel u.s.f. Der Verdauungssaft, der Magensaft, welcher die Speisen im Magen verdauen hilft; der aber mit dem Chilus oder Nahrungssaft, welcher nachmahls aus den verdauten Speisen abgeschieden wird, nicht verwechselt werden muß, wie wohl von einigen geschiehet.

Anm. Schon bey dem Kero fardeuuen, bey dem Notker ferdeuuen, im Nieders. gleichfalls verdauen, S. Dauen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1009.
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