Verzagen

[1184] Verzagen, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte seyn. 1. Allen Muth sinken lassen, alles Vertrauen auf die Hinlänglichkeit seiner Kraft fahren lassen. Euer Herz verzage nicht, 5 Mos. 20, 3. Herzen, die verzagen, Jos. 5, 1. Sauls Herz verzagte sehr, 1 Sam. 28, 5. Die Ältesten hatten (waren) schon verzagt, Judith, 13, 14. Indessen wird es in dem Perfecto und Plusquamperfecto seltener gebraucht, weil man dafür lieber verzagt werden sagt. Verzagt seyn. Ein verzagter Mensch. Wehe den Verzagten! Sir. 2, 15. Ein verzagter Redner. Schüchtern und verzagt da stehen. 2. In weiterm Verstande, alle Hoffnung fahren lassen, verzweifeln. Verzage nicht.

[1184] Vor leyd hett er nahent verzeit,

Theuerd. Kap. 67;


er wäre bey nahe verzweifelt. Da denn der Gegenstand, in Ansehung dessen man alle Hoffnung aufgibt, das Vorwort an bekommt. Darumbe ich niht an Got verzage, einer der schwäb. Dichter. An einer Sache verzagen. Verzage nicht an deinen Kräften. An Gott, an seinem Amte verzagen, in der deutschen Bibel. Welche Form, mit dem Vorworte an, doch im Hochdeutschen seltener gebraucht wird.

Daher die Verzagung, der Zustand, da man verzagt, und die Verzagtheit, der Zustand, da man verzagt ist, oder verzagt geworden ist, beyde nur im Singular allein. Ver deutet hier eine Intension an, wie in verzweifeln, daher verzagen und Verzagtheit allerdings mehr sagen, als zagen und Zagheit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1184-1185.
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