Vorsagen

[1288] Vorsagen, verb. regul. act. Einem etwas vorsagen, es in dessen Gegenwart sagen. 1. Damit er es nachsagen lerne, vorsprechen, im gemeinen Leben auch vorbethen, und in der niedrigen Sprechart vorkäuen. Einem Kinde das Abc, das Vater unser vorsagen. 2. Damit er es höre, und sich darnach entschließe, in jemandes Gegenwart sagen, um seinen Willen dadurch zu lenken. Jemanden viel von der Annehmlichkeit eines Ortes vorsagen. Sie sagen ihr bey aller Gelegenheit tausend süße Sachen vor. Den Kindern vorsagen, wie schön es sey, andere zu übertreffen. Je mehr ich ihr von der Liebe vorsage, desto unempfindlicher wird sie, Gell. Vorsagen[1288] unterscheidet sich in dieser Bedeutung von vorreden, welches doch so, wie vorsprechen, zuweilen auch in eben demselben Verstande gebraucht wird. Vorschwatzen und vorplaudern beziehen sich zunächst auf die Fertigkeit der Zunge, mit welcher man jemanden etwas vorsagt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1288-1289.
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