Vorwurf, der

[1314] Der Vorwurf, des -es, plur. die -würfe, von dem Zeitworte vorwerfen. 1. In der Jägerey wird die Lockspeise, das Aas, welches man den Raubthieren leget, um sie damit zu fangen, der Vorwurf genannt, sonst auch die Luderung. 2. Eine mit Heftigkeit oder Bitterkeit verbundene Erinnerung an ein begangenes Vergehen, oder an eine Unvollkommenheit. Alle diese Vorwürfe treffen mich nicht. Machen sie mir noch so viele Vorwürfe, Gell. Jemanden einen Vorwurf über etwas machen. Da es denn noch häufiger in weiterer Bedeutung gebraucht wird, sowohl die Erinnerung an ein begangenes Vergehen, als auch das damit verbundene nachtheilige Urtheil anderer zu bezeichnen, so daß sich der mit dem Zeitworte vorwerfen verbundene Begriff der Heftigkeit verlieret. Ich habe mir deswegen keine Vorwürfe zu machen, darf mich keines dabey begangenen Vergehens beschuldigen. Ich quäle mich unaufhörlich mit den nagenden Vorwürfen, dich unglücklich gemacht zu haben, Dusch. Das gereicht dir zum Vorwurf, zum nachtheiligen Urtheile anderer über deine sittliche Beschaffenheit. 3. Bey einigen Neuern ist dieses Wort so viel, als Gegenstand, dasjenige zu bezeichnen, wovon man spricht oder sprechen will, oder überhaupt, womit man sich beschäftiget, da es denn eine bloß buchstäbliche Übersetzung des Latein. Objectum, auch um der Zweydeutigkeit dieses Wortes willen unschicklich ist, und daher von wenigen mehr gebraucht wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1314.
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