Wälsch

[1370] Wälsch, adj. et adv. ein altes, aber jetzt großen Theils ungangbar gewordenes Wort. 1. Fremd, ausländisch überhaupt, eine in dem Hochdeutschen Sprachgebrauche veraltete, und nur noch in einigen Nahmen übliche Bedeutung. Ein wälscher Hahn, eine sehr übliche Benennung einer Art ausländischer Hühner, Siehe Calecut und Truthahn. Auch in Rothwälsch, und vielleicht auch in Kauderwälsch, hat die letzte Hälfte diese Bedeutung. Siehe diese Wörter. Besonders 2. Französisch, eine gleichfalls veraltete, und nur noch in einigen Nahmen übliche Bedeutung.


Hierzu nun sollen uns auch ihre Stimmen lehnen,

Die welschen Druides und Indischen Braminen,

Opitz.


Die wälsche Schweiz, der Theil, worin Französisch gesprochen wird. Wälsch Neuburg, Neuf-Chatel, zum Unterschiede von andern Orten, welche den Nahmen Neuburg führen. Das wälsche Flandern, das Französische. In den vereinigten Niederlanden heißt die Gemeinde der reformirten Franzosen daher die Wallonische Gemeine. 3. Italiänisch, in welcher Bedeutung es noch in manchen Oberdeutschen Provinzen gangbar ist, im Hochdeutschen aber wenig mehr gehöret wird. Die wälsche Sprache, die Italiänische. Wälsch reden, Italiänisch. Ein Wälscher, eine Wälsche, ein Italiäner, eine Italiänerinn. Die wälsche Nuß, eine Art ausländischer, ohne Zweifel aus und über Italien zu uns gekommener Nüsse, welche im Niederdeutschen Wallnüsse heißen; und so in den Nahmen wälscher Quendel, wälsche Kirschen, wälscher Kümmel, und hundert andern mehr, Dinge zu bezeichnen, welche wir zunächst aus oder über Italien erhalten haben. Ein wälscher Band, bey den Buchbindern, wo der Rücken und die Ecken eines Buches mit Pergament bekleidet werden.

Anm. In uualeseun heißt schon im Notker Lateinisch. Der Zischlaut sch, vollständiger isch, ist die Ableitungssylbe, daher es hier nur auf die Wurzel wal ankommt, welche in der Ableitung in wäl übergehet. Das Substantivum Wahl bedeutete ehedem überhaupt einen jeden Fremden, besonders einen Franzosen und Italiäner, S. Wahle. Im Schwedischen ist val, und im Angelsächsischen weal, gleichfalls fremd. Daß dieses Wahl oder wal mit dem Nahmen Gallien, Gallier, Wallis, Wallachey u.s.f. verwandt ist, ist wohl gewiß, aber welches davon das Stammwort ist, oder ob nicht beyde von wallen, wandern, abstammen, läßt sich nur muthmaßen. Aus dieser Ableitung erhellet zugleich, daß die Schreibart wälsch, der mit einem e, welsch, vorzuziehen ist. Die Ungarn haben unser Wahl in Olah, verändert, daher heißt ein Italiäner bey ihnen Olasz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1370.
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