Wange (2), die

[1380] 2. Die Wange, plur. die -n. 1. Der fleischige Theil an der Seite des Gesichtes unter den Augen, wo dieses Wort vorzüglich in der edlern Schreibart an Statt des im gemeinen Leben üblichen Backe gebraucht wird. Die Gesundheit blühete auf seinen Wangen. Die Furcht, zu beleidigen, färbte ihre Wangen. Eine glänzende Thräne rollt über deine Wangen herab, Geßn. 2. Figürlich werden in manchen Fällen auch gewisse Seitentheile Wangen genannt. So sind die Wangen an einem Mastbaume oder die Mastwangen starke Bauhölzer, womit der Mast unten an den Seiten belegt wird, ihn zu verstärken. In andern Fällen scheinet dieses Wort zugleich den Begriff der Vertiefung mit einzuschließen. So sind die Wangen an einem Hobel die Seiten des Loches, worin das Eisen vermittelst des Keiles befestiget wird.[1380] Bey den Drechslern ist die Wange die Rinne, worin der Reitstock hin und her geschoben wird.

Anm. Von der Wange des Gesichtes schon seit Ottfrieds Zeiten, Uuang, im Schwed. Vang, im Angels. Veng, im Isländ. Vange, im Ital. Guancia. Es scheinet, daß der Begriff der Erhöhung in diesem Worte der herrschende ist, und da dieser mit dem Begriffe der Vertiefung nahe verwandt ist, so werden auch die letzten Arten des Gebrauchs begreiflich. Im Schwed. ist Vänge ein Küssen. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist dieses Wort ein Masculinum, der Wang, dagegen es im Tatian als ein Neutrum vorkommt, daz Wang.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1380-1381.
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