Weichen (1)

[1444] 1. Weichen, verb. irregul. neutr. Imperf. ich wích, Particip. gewíchen, mit dem Hülfsworte seyn, einem Drucke langsam nachgeben, sich von demselben aus seiner Stelle bringen lassen. 1. Eigentlich. Es weicht und wankt nicht, wenn ein Ding nicht aus seinem Orte zu bringen ist.


Die Brust mit Flor bedeckt,

Der jedem Lüftchen wich,

Less.


Nicht einen Fußbreit weichen wollen. Den Feind zum Weichen bringen. Die Nacht weicht dem Tage. 2. In weiterer Bedeutung, sich langsam von seinem Orte entfernen. Aus den Gliedern weichen. Aus dem Wege weichen. 3. Figürlich. (1) Einer überlegenern Gewalt, einem größern Ansehen nachgeben.[1444] Alles weicht der Liebe. Der höhern Macht weichen. Dem Unglücke weichen. (2) An Vorzug geringer seyn. Er muß ihm an Verdiensten, an Gelehrsamkeit weichen.

Anm. Schon bey dem Notker und Willeram weichen, im Nieders. weken, im Schwed. väga. Es ist mit dem Adverbio weich, und dem folgenden Verbo genau verwandt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1444-1445.
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