Wickeln

[1519] Wickeln, verb. regul. act. 1. Mehrmahls um sich selbst oder einen andern Körper winden, oder zusammen legen. Die Strümpfe wickeln, den obern Theil mehrmahls um sich selbst zusammen legen. Die Strümpfe gewickelt tragen. Garn auf einen Knauel wickeln. Garn, Zwirn, Seide wickeln, auf einen Knauel auf ein zusammen gelegtes Papier, oder auch nur um sich selbst. Er ist so zahm, daß man ihn um einen Finger wickeln kann, daß er zu allem folgsam ist. 2. In einen mehrmahls zusammen gelegten Körper verwahren. Etwas in ein Papier wickeln. Ein Kind wickeln, es mit Windeln umgeben, es windeln. 3. Sich aus einer Sache wickeln, fig. sich aus einer verworrenen Sache, aus einer Verlegenheit, helfen. Wie er sich so künstlich aus dem Vorwurfe zu wickeln weiß.

So auch das Wickeln. Siehe auch die Zusammensetzungen Abwickeln, Aufwickeln, Auswickeln, Einwickeln, Entwickeln, Verwickeln u.s.f.

Anm. Die Endsylbe eln zeiget, daß dieses Wort ein Iterativum ist, das doppelte k oder ck aber, daß die Stammsylbe ein Intensivum ist. Löset man dasselbe in den einfachen Gaumenlaut auf, so kommt man auf das Verbum wegen in bewegen, wovon wackeln auf ähnliche Art, obgleich in einer andern Bedeutung, gebildet ist. Von der Wurzel wegen, wigen kommen die Intensiva wicken, wacken, und davon die Iterativa wickeln, wackeln. Die Unkunde des Baues der Wörter, welche Frischen, Wachtern und hundert andere Etymologen so oft irre geführet hat, machte, daß ersterer unser wickeln, bloß um des l in der iterativen Ableitungssylbe Willen, von dem Lateinischen volvere abstammen ließ. Allein vol vere gehöret zu unserm wal-zen, oder wäl-zen; die Wurzelsylbe ist in beyden einerley, nur die Ableitungs- und Biegungssylben sind verschieden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1519.
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