Zieger, der

[1704] * Der Zieger, des -s, plur. car. ein im Hochdeutschen unbekanntes, nur in dem südlichen Deutschlande, besonders in der Schweiz übliches Wort, welches überhaupt eine geronnene Feuchtigkeit zu bezeichnen scheinet. Man gebraucht es vornehmlich in folgenden Fällen. 1. In der Schweiz, wo die Milch eine in dem übrigen Deutschlande ungewöhnliche Fettigkeit hat, werden nach Bereitung des Käses, die zurück gebliebenen Molken noch einmahl zum Gerinnen gebracht, da denn die daraus entstehende Masse eigentlich Zieger, und der daraus bereitete Käse Ziegerkäse, oft auch nur schlechthin Zieger genannt wird. 2. Die geronnene Feuchtigkeit im Auge heißt in einigen Oberdeutschen Gegenden gleichfalls der Zieger; daher ein Ziegerauge, ein rinnendes Auge, an welchem sich die Feuchtigkeit verhärtet. 3. Vermuthlich ist es eine Figur der ersten Bedeutung, wenn in den Schieferbrüchen in der Schweiz die fehlerhaften Quarzadern in dem Schiefer Zieger genannt werden; vielleicht wegen ihrer Ähnlichkeit in der Farbe mit dem Zieger aus der Milch. Das Wort scheint mit ziehen, zähe verwandt zu seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1704.
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