Über 5.000 Postkarten, die nach zahlreichen Motiven und Kategorien geordnet sind, geben einen umfassenden Überblick über die Vielfalt und Herstellungsweisen der Postkartenproduktion von etwa 1895 bis 1928. Unter den Motiven und Themen befinden sich der 1. Weltkrieg, Bäder, Bahnhöfe, Glückwunschkarten, Leuchttürme, Märchen, Hunde, Trachten, Zwerge und viele mehr.Einen großen Bereich bilden die Fotopostkarten, die entweder im Studio vor arrangiertem Hintergrund mit professionellen Modells hergestellt wurden, oder etwa an populären Bade- und Ausflugsorten entstanden, wo sich viele der vor allem seit 1918 immer zahlreicher werdenden Fotografen in den Sommermonaten niederließen. Diese Erinnerungsbilder, einzigartige Zeugnisse des mondänen Badebetriebes dieser Zeit, wurden - anders als heute - als Postkarten produziert und in großer Zahl verschickt. Während des 1. Weltkriegs dienten die in verblüffend hoher Auflage gedruckten Fotografien vom Kriegsschauplatz oder vom Kasernenleben als Feldpostkarten und somit als Dokumentation für die Familie in der Heimat. Den umgekehrten Weg legten Postkarten an die Front zurück, die in erstaunlich vielfältiger Form mittels arrangierter Fotografien und Versatzstücken vaterländischer Symbolik Sentimentalität mit Durchhalteparolen paarten.
Besonders zahl- und einfallsreich wurden schon damals Glückwunschkarten zu bestimmten Anlässen (Geburtstag, Konfirmation, Ostern oder Weihnachten) gestaltet. Hier reicht das Spektrum von der kunstvoll gemalten, nicht selten auch mit Textilien aufgewerteten Karte über das standardisierte Massenprodukt bis hin zur mehr oder weniger geschmacksicheren Witzkarte. Ein sehr interessantes Phänomen stellen die halbdokumentarischen Sensationskarten dar, die Fotografien oder Zeichnungen von bestimmten Katastrophen oder Kuriositäten, wie Riesen oder Zwerge, zeigen. Gerne sind auch Ansichten von technischen Bauwerken, Fahrzeugen und Geräten verschickt worden. Sehr beliebt waren natürlich die Star-Postkarten, die besonders im Variétébereich zugleich Werbezwecken dienten. Spätestens seit 1900 gab es auch bestimmte Unternehmen, die sich auf die umfangreiche Produktion besonders kunstvoller Postkarten spezialisiert hatten, wie etwa die Dresdner Firma Stengel, deren Reproduktionen Alter und Neuer Meister heute wieder zunehmend geschätzt werden.
Die Auswahl der Karten erfolgte im wesentlichen nach der Maßgabe, die heute kaum mehr vorstellbare Vielfalt der Produktion der Bildpostkarten im frühen 20. Jahrhundert aufzuzeigen. Die schon damals durchaus sehr beliebten Serien sind deshalb nur selektiv aufgenommen worden. Andererseits wurde aber auch versucht, dem prozentualen Anteil bestimmter Kartentypen Rechnung zu tragen, so dass etwa die beliebten Eisenbahnpostkarten oder die sehr sorgfältig gearbeiteten Postkarten mit ethnographischen Themen, zu denen auch die Trachtenmotive zählen, besonders reich vertreten sind. Da in dieser Edition das Motiv im Vordergrund stehen soll, wurden nur solche Karten ausgewählt, die auf der Vorderseite unbeschrieben sind. Nicht zuletzt deshalb eignen sich also die Abbildungen auch hervorragend als Druckvorlagen.
Die Edition liefert somit einen einzigartigen Überblick über die Vielfalt der Postkartenproduktion und ist der ideale Ausgangspunkt für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit diesem faszinierenden Bildfundus.
Ganz besonderer Dank geht an Dieter und Susanne Kahl, die uns ihre Postkartensammlung für die Bildauswahl zur Verfügung gestellt haben. Ohne ihre Unterstützung wäre die Edition in dieser Form nicht möglich gewesen. Herr und Frau Kahl sind Inhaber der EMPORE im Antikmarkt am Bahnhof Friedrichstraße, Georgenstraße, S-Bahnbogen 200, 10117 Berlin.
Diese Sammlung ist auch auf einer DVD-ROM erhältlich: 5.000 Bildpostkarten