[336] Antonio Rosetti, Kammercompositeur des Herzogs von Meklenburg Schwerin, geb. zu Leutmeritz in [336] Böhmen 1750, kam im siebenten Jahre nach Prag in das Seminarium, widmete sich dem geistlichen Stande, und erhielt auch wirklich im neunzehnten Jahre auf Zureden seiner Verwandten als Weltgeistlicher die Tonsur. Die große Abneigung aber gegen diesen Stand bewog endlich doch seine Freunde, daß er durch ihre Vermittelung zu Rom Dispensation erhielt; worauf er sich ganz der Musik widmete, einige Jahre auf Reisen ging, und dann in fürstl. Wallersteinische Dienste als Kapellmeister trat. Nach Schwerin kam er 1789 an Westenholz Stelle, wo er denn auch eine der vorzüglichsten Kapellen Deutschlands anzuführen hatte, leider aber schon 1792 daselbst verstarb. Die angenehmen, schmeichelnden Melodien, die seinen Werken eigen sind, haben ihm bei den Liebhabern ungemeinen Beifall verschafft. Haydn ahmt er, besonders in seinen Sinfonien, oft auch mit Glück nach, und zeigt öfters viel Feinheit der Empfindung, Delicatesse und Anmuth. Auch als Kirchencompositeur hat er sich durch sein treffliches Oratorium: der sterbende Jesus Liebhabern sowohl als Kennern sehr schätzbar gemacht. – Ein gewisser Böhme, Namens Rösler, der sich auch bisweilen den Namen Rosetti beigelegt hat, ist oft mit jenem verwechselt worden; und vielleicht rührte auch daher bei der Nachricht von Rosettiʼs Tode der ungegründete Zusatz, als ob er sich seines Deutschen Namens geschämt, und einen Italiänischen daraus geformt hätte.