Aristoteles

[83] Aristoteles, von Stagira, auch der Stagirit. Dieser große Philosoph, dessen Geist man mit Grund allumfassend nennen kann, wurde 384 J. v. Chr G. geboren. In seiner Jugend war er Soldat und sehr liederlich; allein schon im siebzehnten oder achtzehnten Jahre ging er nach Athen, um, nach dem Ausspruche des Delphischen Orakels, die Philosophie zu lernen. Er besuchte sehr lange die Schule des Plato, welcher ihn die Seele seiner Schule nannte. Nach Plateʼs Tode begab sich[83] Aristoteles nach Akarne in Mysien, zu seinem Freunde Hermias, welcher dieses Land usurpirte, und dessen Schwester er, als Hermias auf Befehl des Königs von Persien hingerichtet wurde, heirathete. Er hatte viel Leidenschaft für diese Frau. Er wurde Hofmeister Alexanders des Großen, welcher öfters sagte; daß er mehr Liebe für ihn als für seinen Vater hege, wiewohl diese Liebe nachher erkaltete. Aristoteles ging nach Athen zurück, und eröffnete seine Schule mit dem größten Beifall im Lyceum. Da er oft im Auf- und Niedergehen vortrug, so hießen seine Schüler Peripatetiker. Nach Alexanders Tode hetzten seine Feinde die Priester wider ihn auf; er retirirte sich daher von Athen, »damit (sagte er) die Athenienser gehindert würden, eine zweite Ungerechtigkeit an der Philosophie zu begehen.« Die Anzahl seiner Schriften ist erstaunend, jedoch sind nicht alle auf uns gekommen. Er hat alle Theile der Philosophie, auch die Naturlehre und Naturgeschichte, erläutert. In der Aesthetik spielt seine Poetik eine große Rolle.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 83-84.
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