Athen

[93] Athen. Unter diesem Namen ist vorzüglich die Hauptstadt in Attica berühmt; die vorzüglichste der Griechischen Städte; die erste Wiege der Menschheit, der Gelehrsamkeit und Religion, wie sie Cicero nennt; der Sammelplatz der schönen Künste und Wissenschaften; der Schauplatz, auf welchem sich die Pissstratus, Miltiades, Themistokles, Aristides, Cimon, Perikles, Conon, Demosthenes, Alcibiades, Sokrates, Plato, Thucidides, Xenophon, Aeschylus, Sophokles, Euripides, Aristophanes u. a. hervorthaten. Athen wurde anfänglich durch Könige, in der Folge durch Archonten regiert. Die ersten Gesetze erhielt es von Draco, welche aber Solon größten Theils mit den seinigen vertauscht hat, deren Absicht war, dem Volke die höchste [93] Gewalt und dem Adel die Regierung zuzueignen. Die Athenienser waren Leute vor vielem Genie, großen Talenten und natürlicher Gutherzigkeit, dabei aber äußerst leichtsinnig und unbeständig: daher sie auch oft ihre größten Männer mit Undank belohnten; wiewohl dieses letztere zum Theil in dem Charakter jeder Volksregierung liegt. In Rücksicht des Umfangs kann Athen nicht mit unsern großen Städten verglichen werden, so wie überhaupt die Griechischen Städte kleiner als die unsrigen waren.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 93-94.
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