[174] Aulus Albius Tibullus, ein Römischer Ritter und Elegieen-Dichter, welcher mit Properz und Ovid ein berühmtes Dreiblatt in dieser Gattung von Gedichten ausmachte. Geboren zu Rom im J. 695, ging er jung mit Messala Corvinus in den Feldzug nach Gallien, mußte aber wegen seiner schwächlichen Gesundheit die Waffen niederlegen, und lebte nun in stiller Zurückgezogenheit anfangs in Rom; allein, bei den traurigen Zeiten des dritten Triumvirats bald seiner ansehnlichen Familiengüter beraubt, blieb ihm nichts als ein kleines Landgut in der Gegend von Pedum zum nothdürftigsten Auskommen übrig. Von gleichwidrigen Schicksalen in der Liebe heimgesucht, hatte er nun Gelegenheit genug zu jener Muße, die ihn als den ersten der gedachten Drei Sänger auszeichnete. Vier Bücher Elegieen von ihm sind auf uns gekommen (sie werden meistens mit Catull und Properz zusammen herausgegeben), in welchen sein Hang zu feierlichen Empfindungen, zum Schwärmerischen, eine Zartheit der Gefühle, eine Weichheit und Schwermuth, die oft bis zu Thränen rührt, die Hauptzüge ausmachen. Hauptsächlich sind es seine ländlichen Gemählde, welche besonders anziehen; und Innigkeit, Nettigkeit, natürliche Reinigkeit der Sprache, Wahrheit des Ausdrucks sind in Tibulls Gedichten durchaus unverkennbar –. Sein Tod, welcher bald nach Virgils Todte, im J. Roms 735 (im 17. vor Chr. Geb.) erfolgte, veranlaßte eine sehr schöne Elegie vom Ovid, mit dem er, noch mehr aber mit Horaz, so wie mit mehreren großen Männern dieses Zeitalters in genauer Freundschaft stand.