[340] Camille Desmoulins. Dieser Mann war einer der ersten, welche (im Jahr 1789) in Paris Aufruhr predigten, und die Revolution in Gang zu bringen [340] suchten. Einige Tage vor der Einnahme der Bastille bestieg er im Palais Royal einen Tisch, erhitzte durch seine Reden die Köpfe der umstehenden, und bat sie, sich zum Unterschiede von den Aristokraten mit einer Nationalcocarde zu versehen, wovon er selbst zuerst eine an den Hut heftete. Man folgte seinem Beispiele mit Enthusiasmus, und verehrte ihn seitdem als einen der wohlthätigsten Demagogen. Endlich erfuhr er aber auch die Unbeständigkeit der Volksgunst, und wurde wegen der Freimüthigkeit, womit er im Anfange des Jahres 1794 gegen die wüthenden Revolutionairs zu Felde zog, verhaßt. Umsonst bemühte er sich in seinem Volksblatte, der alte Cordelier genannt, die Aufrichtigkeit seiner Gesinnungen an den Tag zu legen, und die Entwürfe der Intriganten zu enthüllen; er wurde als ein Mitschuldiger des Danton eingekerkert, und mit diesem zugleich (am 5. April 1794) guillotinirt. Man kennt verschiedene Schriften von ihm, die er während der Revolution bekannt machte, und die ihre Wirkung auf das Volk nicht verfehlten. Rührend ist vorzüglich der Brief, den er aus dem Kerker an seine Gattin schrieb, da er eben das Blutgerüste besteigen sollte. Man sieht daraus, daß Camille mehr Schwärmer als blutdürstiger Revolutionair war, und in seinem heiligen Eifer für die Beförderung der guten Sache manche strenge Maßregel gebilligt und vielleicht selbst unterstützt hatte, die er bei etwas kälterm Blute gewiß verabscheut haben würde.