Cleopatra

[272] Cleopatra, Königin von Egypten, zu dessen ungetheiltem Besitz ihr Cäsar half, den dieses reizende und höchst interessante Weib zu fesseln wußte. Nach Cäsars Tode bezauberte sie den Antonius, der sie wegen des Beistandes, den sie dem Cassius geleistet, zur Rechenschaft [272] ziehen wollte. Scharfsinnig in jeden Charakter einzugehen, und geschmeidig sich nach ihm zu richten, wußte sie beim Antonius die heftigste Leidenschaft für sich zu entzünden, in welcher er ihr Königreiche schenkte, ihr seine Gemahlin aufopferte, und sich durch sie in einen Krieg verwickeln ließ, der beider Verderben beschleunigte. Sie begleitete den Antonius in den Krieg, und beredete ihn zu jener unglücklichen Seeschlacht, bei welcher sie zuerst floh, und den Antonius nach sich zog (s. Antonius). Nach des Antonius Sturze scheint sie, mehreren Handlungen zu Folge, die Absicht gehabt zu haben, den Sieger Augustus auf ihre Seite zu bringen. Sie ließ dem Antonius hinterbringen, daß sie gestorben wäre, worüber sich Antonius hart verwundete, sich zu ihr tragen ließ und in ihren Armen starb. Bald darauf starb sie wirklich durch Gift, – man erzählt, durch eine giftige Schlange, die sie sich in einem Korbe von Feigen bringen lassen, und an ihren Busen gelegt habe, – wenigstens hat August in seinem Triumph ihren Tod auf diese Art vorstellen lassen – in ihrem 39 Jahre, und vereitelte den Wunsch des Augusts, sie in Person nach Rom im Triumph zu führen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 272-273.
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